Die Lüftlmalerei ist eine Tradition, die in Oberammergau seit ca. 1750 existiert. Wie jede andere Kunstform ist aber auch diese nicht statisch, sondern sie entwickelte sich immer weiter. In der Barockzeit waren Darstellungen von Heiligen und biblischer Szenen die beliebtesten Motive. So fanden persönliche Schutzbedürfnisse und die Frömmigkeit der katholischen Bevölkerung ihren Ausdruck.
Scheinmalerei, also das Imitieren prächtiger Architekturelemente an Türen und Fenstern, ließ einfache Bürgerhäuser wie prachtvolle Herrschersitze erscheinen. Was für den modernen Oberammergauer möglicherweise das neueste Modell eines bekannten Münchner Autoherstellers ist, war für den barocken Oberammergauer die 3D-Gestaltung der Hausfassade. Eindrucksvollstes Beispiel für ein solches Statussymbol von damals ist das Pilatushaus.
Während im vergangenen Jahrhundert die Aufträge für christliche Bildmotive zurückgingen, erfuhr die Darstellung von Märchen höhere Beliebtheit. So kann einem beim Eisessen im Ortszentrum der gestiefelte Kater, oder bei einem Spaziergang an der Ettaler Straße das Rotkäppchen begegnen.
Ebenfalls aus dieser Zeit stammen die Motive, die sich mit der eigenen Oberammergauer Dorfgeschichte befassen: Die Passionsspiele, das dörfliche Leben sowie die Holzbildhauerei, finden sich auf manchen Fassaden, beispielsweise bei dem Haus „Lang sel. Erben“ in der Dorfstraße, wieder.